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Recht / Zivilrecht 
Freitag, 31.03.2023

Tierhalter haftet - Auch hohe Behandlungskosten für anderes verletztes Tier sind zu ersetzen

Wird ein Tier verletzt, kann es sein, dass der Schädiger Behandlungskosten zu ersetzen hat, die den Wert des Tieres um ein Vielfaches übersteigen. So entschied das Oberlandesgericht Celle (Az. 20 U 36/20).

Der 24 Jahre alte Wallach des Klägers hatte einen wirtschaftlichen Wert von etwa 300 Euro. Dieser Wallach floh vor einem Hund, der auf die Pferdekoppel gelaufen war und das Pferd anschließend bis in den nächsten Ort verfolgte. Dabei stürzte das Pferd mehrfach und verletzte sich schwer. Der Kläger ließ es für mehr als 14.000 Euro in einer Tierklinik operieren. Bereits das Landgericht Verden hatte die Halterin des Hundes verurteilt, diese Behandlungskosten zu tragen.

Das Oberlandesgericht hielt die Entscheidung für rechtmäßig. Die Hundehalterin müsse den gesamten Schaden ersetzen, obwohl dieser auch auf den eigenen Fluchtinstinkt des Pferdes zurückzuführen war. Das Pferd habe nicht etwa bloß aufgrund eines kurzen Erschreckens gescheut und sei dann weggelaufen. Vielmehr sei es von dem Hund über die Koppel, über den Weidezaun und weiter auf der Straße bis in die nächste Ortschaft „auf das Äußerste“ getrieben worden. Diese von dem Hund ausgehende Gefahr überwog den eigenen Verursachungsbeitrag durch das Pferd deutlich. Die Behandlungskosten seien vollständig zu ersetzen, obwohl sie den wirtschaftlichen Wert des Tieres um das 49-fache überstiegen. Aufgrund der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf und schmerzempfindliches Lebewesen verbiete sich eine streng wirtschaftliche Betrachtungsweise. Vielmehr seien sämtliche Umstände abzuwägen, u. a. die Erfolgsaussichten der Behandlung, das Alter des Tieres und die Beziehung des Halters zu ihm. Hier war der Wallach das erste Pferd, das der Kläger erworben hatte und zu dem er von Anfang an eine besonders enge Bindung hatte. Der Kläger hatte das Pferd kurz nach dessen Geburt gekauft und auf ihm das Reiten erlernt. Auch nach seiner aktiven Reiterzeit hatte er das Pferd weiter behalten und als Beistellpferd genutzt. Das Pferd war vor dem Unfall in einem sehr guten Zustand.

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